Retrospektive Wolli Kanz
Ausstellung vom 8. - 11.10.2022
Ein intensives, gelebtes Leben, 1961-2021, seine Bilder ein Konzentrat aus seiner Gedankenwelt in Farbe und Schwarz/Weiß. Für Wolli Kanz war Lesen und Malen wie Reisen in andere Welten.
Er entwickelte einen ganz eigenen Stil: figürlich bis abstrakt, mit Öl auf Leinwand oder Papier, Kollagen und Assemblagen in mehreren Lagen, rauschhafte Tupfenmalerei oder später die Messerbilder. Dabei faszinierte ihn die Möglichkeit, in die verschiedenen Farblagen der Ölfarbe mit einem Messer Konturen zu ritzen. Die gemalten Themen begannen kraftvoll zu sprühen und waren gleichzeitig verletzlich.
Lebensfrohe Bilder, politische Bilder – sie haben sein Leben begleitet. In jungen Jahren bereitete er mit Gleichgesinnten eine Mappe für die Kunstakademie vor, entschied sich aber gegen eine Bewerbung.
Es folgten Aquarelle und Bleistiftzeichnungen zum Thema leblose Großstadtarchitektur und Industriekomplexe als er mit verschiedenen Jobs in die Arbeitswelt einstieg.
Der Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ließen ihn nicht locker, er mischte sich ein, mit dem Schrei nach Gerechtigkeit: mit Herzenswärme für Menschen im Kampf, für ein Leben in Würde, genauso wie für seine nächsten Lieben und Kinder. Solidarität hat er versprüht, wie z.B. im Bild „Feuerhimmel mit Sternen“. Sein Lebensmotto – No Justice No Peace – hat immer wieder Eingang gefunden in seine Malerei. Für ihn war die autodidaktische Kunst ein Über-Lebenswerk. Zuletzt entstand eine ganze Serie fotorealistischer schwarz-weiß Bilder in Öl zu Flucht und Migration, Kollagen zur Seenotrettung und zuletzt aktuell das „Plastikmonster“, ein Teil seiner unvollendet gebliebenen Reihe. Einige seiner Bilder verwendete er auch in der Gestaltung ausdrucksstarker Demotransparente und entwarf andere Kundgebungsmittel, wie große Pappfiguren, die symbolisch und corona-gerecht im öffentlichen Raum protestierten.
Wolli Kanz hinterlässt ein umfangreiches Werk voll Farbenfreude, charmant treffendem Humor, immer kritischem Blick und großem Sinn für Widerstand und Solidarität.
Ein Katalog mit den Bildern von Wolli Kanz ist in der Galerie erhältlich. Erlöse dieser Ausstellung fließen an die Alarmphone-Organisation und an Seebrücke München.